Stammbaum Meyer von Muri

19. Mai 2005. Über allem steht die Vorbereitung, wie viel kann niemand sagen nur eines ist aber gewiss, es ist nie genug. Die ersten Befragungen im engeren Umfeld, die ersten Abklärungen bei der Heimatgemeinde und bei einem Zivilstandesbeamten sind gemacht. Sogar ein Buch über die Ahnenforschung habe ich mir angeschafft um über die Systematik und die Vorgehensweise im klaren zu sein. Die Ahnenforschung kann auf verschiedene Arten erfolgen und für die Darstellung eines Baumes gibt es viele Varianten. Ich habe mich nicht für den üblichen Stammbaum entschieden der in traditioneller Art die Herren der Schöpfung abbildet. Da mir die Partnerinnen der Meyers, die Töchter aus den Meyer Ehen und deren Kinder genauso wichtig sind, möchte ich einen Familienbaum darstellen. Dieser wird alle Familienangehörigen, unabhängig des Familiennamens, darstellen. Zur Zeit bin ich an der Erhebung der Daten bei den aktiven Familienmitgliedern. Jede erfasste Person wird laufend im entsprechenden Kästchen des Organigramms ausgefüllt. Das Organigramm dient übrigens nur als Arbeitsunterlage bis zum Ende der Forschung. Danach soll eine gestalterisch ansprechende Darstellung entstehen.

30. Juni 2005. Nach dem Studium der Anleitung zur Ahnenforschung, von Christina Zacker, ISBN 3-89441-546-0, ist vieles klarer und manches noch unklarer. Aber den Einstieg habe ich nun langsam gefunden und zur Erleichterung habe mir eine Karteikarte erstellt, um die Übersicht besser behalten zu können. Die ersten ausgefüllten Exemplare sind bereits eingetroffen und damit auch viele interessante Details zur Familie, von denen ich keine Ahnung hattte. In der Arbeitsunterlage auf dem Internet werden selbstverständlich nicht alle persönlichen Details aufgeführt, sondern mit dem jeweiligen Einverständnis nur die Grunddaten zur Person.

4. August 2005. Heute war der erste Tag in den offiziellen Archiven der Behörden. Angefangen beim Staatsarchiv des Kanton Aargau wo mich die Recherche ab Mikrofilm erwartete. Die Zuständige Angestellte erwartete mich bereits, da ich angemeldet war und führte mich in die Thematik ein. Aus dem PC druckte sie eine Liste aus, auf der alle Mikrofilme aufgeliestet sind, in denen der Begriff "Muri" vorkommt. Mehr als 80 Mikrofilmrollen die ca. 1000 Seiten Bucheinträge umfassen. Da ich mir für den ersten Besuch gerade mal 3 Stunden vorgenommen hatte, schaffte ich auch nur einen Mikrofilm. Allerdings habe ich nun gelernt mit dem riesigen Mikrofilmbetrachter umzugehen und weiss in etwa auf was ich schauen muss in den Filmen. So sollte ich nächstes Mal in der gleichen Zeit zwei Filme schaffen. Allerdings muss ich ja auch nicht alle 80 Filme prüfen. Für technisch interessierte, beim Mikrofilmlesegerät handelt es sich um eine Bell & Howell, ABR 2700. Nach drei Stunden war ich nicht nur total erschöpft, sondern hatte auch die ersten Erfolge vorzuweisen. Den Grossvater und einen seiner Brüder habe ich gefunden. Dazu Angaben zu allen Geschwistern und den Eltern.

Wesentlich mehr Erfolg brachte der Besuch auf der Zivilgemeinde Muri am Nachmittag. Auch hier wurde ich erwartet und nach den formalen Ausweis- und Bewilligungskontrollen, durfte ich schon ins erste Buch blicken. Auch hier stiess ich auf eine sehr hilfsbereite Sachbearbeiterin, die notabene die entscheidenden Bücher bereitgestellt hat und die nötigen Seiten sogleich aufschlug. Ich brauchte mir nur noch die entsprechenden Angaben herauszuschreiben. Auf diese Art und Weise fanden wir Daten bis zum Ur-Ur-Urgrossvater, der 1781 geboren war. Weitere mögliche Angaben lassen sich nun nur noch in den Kirchenbüchern von Muri finden, welche ebenfalls auf der Gemeinde vorliegen. Hier wird die Recherche aber zusätzlich erschwert, in dem die Kirchenleute damals in lateinischer und z.T. fast unleserlicher Schrift (aus heutiger Sicht) die Daten festhielten. Dazu kommt, dass die Monate nicht mit Februar ausgedeutscht sind. Für Februar steht z.B Hornung oder Februaris, für Juni Brachmond, etc.

Die Resultate für den ersten Forschungstag vor Ort sind erstaunlich und wurden so von mir nicht erwartet. Einerseits ist es der grossen Unterstützung der zuständigen Personen bei den Behörden zu verdanken, andererseits war dies auch der einfachere Teil. Je weiter zurück, umso schwieriger wird es von nun an. Eigentlich verdanke ich es Napoleon, der in der Schweiz um 1780 die Standesämter einführte und ihnen die Datenerfassung zuwies.

13. September 2005. Eine weitere Forschungsrunde auf der Zivilgemeinde Muri stand heute an. Die Ausbeute ist auf den ersten Blick nicht mehr so gross wie beim ersten Besuch, dies war jedoch von vornherein klar, denn heute forschte ich in den Kirchenbüchern von Muri. Dies ist nicht nur ein anderes Buch als das des Zivilstandsamtes, sondern auch eine ganz andere Systematik.
Die wesentlichen Unterschiede sind, dass die Priester diese Bücher in lateinischer Sprache führten und nicht pro Familie eine Seite anlegten, sondern fortlaufend Einträge machten. Sie hielten nur die kirchlich relevanten Daten fest, nämlich Geburt, Taufe, Firmung, Heirat, Todesfall. Aufgrund ihrer Systematik ist jedoch alles verstreut im Buch zu finden, was die Forschung sehr zeitintensiv gestaltet. Etwas entgegen kommt einem nur, dass sie zuerst den Ort erwähnen und dann die weitern Daten. Da das kirchliche Zuständigkeitsgebiet weitaus grösser war als das der Gemeinde, kommen einige Einträge zusammen.

Einen Eindruck wie es in einem solchen Buch aussieht, bekommt man hier (Buchdeckel, Autoren, erste Seite, Inhalt) von dem heute erforschten Buch. Die Einträge im Buch beginnen im Januar 1764 mit der ersten Geburt. Danach folgen weitere bis der Februar beginnt, dann gehts so weiter bis 1803 das Buch endet.
Auf dem Foto ist ein Eintrag (der vierte von oben in der Spalte ganz rechts) zu unserem Ahnen Karl Joseph Benedikt Meyer, geboren am 22. Februar 1781. Der Eintrag ist wie folgt zu lesen: Überschrift der Seite, Baptizati (Baptizatus) = Taufen. Muri Carolus Joseph Benedictus F.L. (filius = Kind von) Goari Pauli Maÿer et Anna M. Stöklin Lev (Levantes = Taufpaten) Jacobus Maÿer et Margaritha Waltisspüel.

Heute verbrachte ich zwei Stunden über dem Buch und konnte bloss die Jahre 1781-1788 prüfen. Danach war meine Konzentration zu Ende, der Kopf mit Eindrücken voll und die Ausbeute für den Tag mit zwei Funden, je einen in der achten und einen in der neunten Generation gar nicht übel. Ich habe darüber hinaus auch die Systematik in diesem Buch begriffen und werde das nächste Mal besser vorwärts kommen. Eine interessante Frage ist noch offen, warum schrieb man damals unseren Namen mit Maÿer? das ÿ war damals so korrekt geschrieben, aber warum Mayer und nicht Meyer? Hat das mit der lateinischen Sprache zu tun?

06. Oktober 2005. In der heutigen Forschung war das Ziel die weiteren Geschwister von Karl Joseph Benedikt (K.J.B.) zu finden. Sofern es welche gibt. Im ersten Teil habe ich heute die Geburtsjahre 1788-1803 durchforstet und keine Geschwister mehr gefunden. Danach prüfte ich die andere Richtung, wieder ausgehend von K.J.B., die Jahre 1781 bis 1772 und da kamen bisher immerhin zwei Schwestern und ein Bruder zum Vorschein. Im Jahre 1772 angekommen musste ich für heute unterbrechen. Das nächste Mal werde ich hier weiter machen mit der Forschung.

Heute fand ich ebenfalls interessante Einträge die ich noch nicht zuordnen kann. Ein Karl Joseph Benedikt war z.B. am 6. Juni 1883 Taufpate bei einem Sohn von Carolus Josephus Meyer, das könnte ein Onkel von K.J.B sein. Ich werde später in der Forschung prüfen können, ob es sich hier um einen Bruder von Goar Paul Meyer handelt.

Ebenfalls fand ich in den Geburts- und Sterbestatistiken der Kirchgemeinde Muri heraus, dass Ende des 18. Jahrhunderts ca. 110 Geburten und ca. 55 Todesfälle im Durchschnitt pro Jahr zu verzeichnen waren. Die Aufstellung hier zeigt allerdings, dass 1790 überdurchschnittlich viele Todesfälle zu verzeichnen waren. Was war 1790 los? War eine Krankheit schuld, etwa die Pocken? War es ein Religionskrieg, wie er zu Beginn in diesem Jahrhundert (Villmergerkriege) noch vorkamen? Vielleicht werde ich das später herausfinden können.

Jahr Geburten Todesfälle    
1788
112 53    
1789
94 62    
1790
106 102    
1791 85 55    

Weiter war festzustellen, dass der amtierende Priester am 16. November 1794 nach seiner Ernennung, von einem Tag auf den anderen, die Darstellung der Einträge änderte. Er wechselte vom Fliesstext zur Tabelle. Bis zum 29. März 1799 sind alle Einträge in Tabellenform. Erst nach dem nächsten Priesterwechsel wurde wieder zum Fliesstext gewechselt, doch am 8. Februar 1802 war erneuter Priesterwechsel und erneuter Wechsel zurück zur Tabelle.

In den vergangen Wochen habe ich auch noch versucht das lateinische Vorwort im Buch zu übersetzen. "Liber sive Consignatio in Parochiali Ecclesia Murensi Bapizatorum atque Defunctorum item s.Chrismate inunctorum & Matrimonio Junctorum ab anno MDCCLXIV F.Edmundo Glutz Parochu agente."

Dem Sinn nach heisst es: "Jahrbuch und Urkunde der Kirchgemeinde Muri über die getauften und verstorbenen mit Salbung sowie gesalbte Verbindungen (Ehen). Ab Jahr 1764. F. Edmundo Glutz. Pfarrer.

30. November 2005. Die Uni St.Gallen bietet in ihren Vorlesungen im Semester 05/06 auch die Vorlesungsreihe "Ora et labora - bete und arbeite", Klosterleben und Mönchtum. Heute war das Thema: "Das Herz der Kaiserin: Das Kloster Muri und die Habsburger". Pfarrer Markus Anker hielt einen sehr interessanten Vortrag über die Habsburger, das Kloster Muri, Entstehung des Klosters und die Rolle des Kanton Aargau.

5. Dezember 2005. Nach dem ich, bedingt durch einen geplanten Küchen- und Badzimmerumbau, während fast 6 Wochen die Forschung vernachlässigen musste, wollte ich sie vor einigen Tagen wieder aufnehmen. Meine Anfrage bei der Gemeinde Muri ergab jedoch eine negative Antwort. Der Grund ist einfach, die Kirchenbücher wurden von der Gemeinde ordnungshalber wieder der Kirchgemeinde zurück gegeben. Diese bewahrt die Bücher im Kirchturm in einem geschlossenen und ungeheizten Raum auf. Gemäss dem Kirchenaviar ist eine Forschungstätigkeit in den Büchern bis in den Frühling aus Temperaturgründen nicht möglich. Da ich auf seinen Goodwill angewiesen bin, verabredete ich mich auf den Frühling mit ihm. Offen bleibt bei mir die Frage, warum man das Buch nicht in ein wärmeres Zimmer hätte nehmen können. Aber es ist ok so. Im Dezember gibt es noch genügend anderes zu tun und die Zeit bis zum Frühling kann ich auch anders für die Familienforschung benützen. Von Muri gibt es zwei sehr detaillierte Bücher über die Geschichte der Entstehung. Diese werde ich mir nun vornehmen.

15. Dezember 2005. Das Wappen unserer Familie lag bisher nur in Form einer Wappenscheibe vor. Ich habe mich mal an einem Grafikprogramm versucht aber musste kapitulieren. Bei einem Geschäftspartner wurde ich fündig. Es gehört zwar nicht zu seinem Business aber er ist ein Crack auf Adobe Grafikprogrammen. Er hat mir eine Vektorgrafik unseres Familienwappens erstellt die ich nun für die Website verwenden kann oder bei Bedarf auch für weitere Produkte.

10. Januar 2006. Die von mir bestellten beiden Bücher (Muri - in den freien Ämtern) sind eingetroffen. Das Studium ist sehr interessant und beginnt in der römischen Epoche. Auf den ersten 100 Seiten findet sich der Begriff Meyer mehrmals, aber das hat mit grosser Wahrscheinlichkeit noch nichts mit uns zu tun. Die Bücher waren mit je CHF 50.- eher teuer, aber dafür sind sie historisch sehr gut recherchiert. Erstaunliche Details sind darin nachzulesen, so z.B. dass das Kloster Muri schon vor mehreren hundert Jahren Beziehungen zu Thalwil und sogar bis nach St.Gallen pflegte. Oder dass am 25. September 1759 ein Joggle Meyer wegen Diebstahls für 101 Jahre aus den oberen freien Ämtern verbannt wurde. Hoffentlich gehörte er nicht zu unserem Stamm und wenn, dann werden wir damit leben müssen. Die Bücher werden mich allerdings noch den Winter hindurch beschäftigen und dann beginnt bald wieder die Recherche vor Ort.

15. August 2006. Ich war heute zum ersten Mal nach einem längeren Unterbruch wieder über den Büchern. Verschiedenes hat mich bisher etwas aufgehalten, unter anderem auch der heisse Sommer. Nach fast drei viertel Jahr Pause musste ich mich wieder in die Schrift einlesen. Leider war zudem der vorliegende Abschnitt auch nicht gerade in der schönsten Altschrift. Trotzdem wurde ich fündig und konnte die Geburt von vier Geschwistern in der 8. Generation ausfindig machen. Da die Geburtsdaten gesondert notiert wurden, ist es besonders aufwendig, alle Daten zu finden. Nun habe ich nämlich von 1764 - 1803 alle Geburten mit viel zeitlichem Aufwand geprüft, aber habe zu den Sterbedaten noch keinerlei Angaben. Die kommen nun in den nächsten Sitzungen dran. Hier wird es aber vielfach schwieriger, da nur der Name des verstorbenen erwähnt ist und kein Bezug zu den Eltern gemacht wird. Im besten Fall wurde das Geburtsdatum noch erwähnt, leider aber nicht immer, so, dass ein Zusammenhang erstellt werden kann.

10. Oktober 2006. Heute habe ich eine interessante Entdeckung im Kirchenarchiv gemacht. Es war wieder einmal so, dass ich ab der Schrift fast verzweiflete und mir wegen der Konzentration auf diese Einträge fast das Gesicht einschlief. Stundenlanges suchen und kein Erfolg. Ich fand im Archiv noch andere Familienbücher. Neugierig hat mich der Begriff Pfarrkinder auf dem Buchdeckel gemacht. In diesen kleineren und dünneren Büchern wurde noch ein Familienregister geführt. Dieses parallele Register hat den Vorteil, dass Eltern und ihre Kinder auf einer Seite aufgeführt sind. Dazu die Geburtsdaten und manchmal auch Todesdatum. Dies ist genial im Vergleich zu den grossen und dicken Büchern, in denen die Einträge dem Datum nach eingetragen sind. Allerdings habe ich die gesamte Systematik der Einträge noch nicht durchschaut. Es gibt ein Inhaltsverzeichnis mit den Familiennamen und dann...? Ich werde es schon noch herausfinden, auf jeden Fall habe ich wieder erneute Motivation gefunden. Nur schade, dass es im Kirchturmzimmer schon recht kalt ist. Ich werde dieses Jahr wohl nur noch einmal vorbeigehen können. Dann kommt wieder die Winterpause.

05. November 2006. Die Forschungsarbeiten im Kirchenarchiv mussten wieder wegen des kalten Wetters wieder unterbrochen und auf den Frühling vertagt werden. Das Fazit ist trotz geringerer Resultate recht erfreulich. In der 7. und 8. Generation konnte ich noch einige Geschwister ausfindig machen. Darüber hinaus bin ich aber nicht mehr weiter in die Geschichte vorgestossen, weil die Schrift einfach etwas schwierig war zum entziffern. Es wird aber mit einem erneuten Anlauf im 2007 sicher gelingen, weiter zu kommen. Wie ich feststellen konnte, ist das älteste Buch mit Aufzeichnungen vom Ende des 16. Jahrhunderts. Darin sind auch Meyer aufgeführt, aber ich konnte noch keinen Zusammenhang herstellen. Etwas kompliziert machte es auch die Systematik der kirchlichen Aufzeichnungen. Eine Systematik konnte ich noch nicht entdecken, denn es gibt verschiedene Bücher mit z.T. gleichen Einträgen. So gibt es kleine Bücher mit der Überschrift "Pfarrkinder", mittlere mit der Bezeichnung "Familienbuch", ebenfalls mittlere die "Geschlechterbuch" heissen und dicke die keinen Namen tragen, dafür über Jahrzehnte Einträge von Geburten und Todesfälle haben. In der Winterzeit werde ich die Forschung auf dem Zivilstandsamt Muri und im Staatsarchiv Aargau vorantreiben können. Wie weit werden wir sehen. Ich gehe aber davon aus, dass es hier etwas strukturierter ist.

19. November 2006. Die diesjährigen Nachforschungen haben jetzt zu einer interessanten Entdeckung geführt. In einem kleinen Kirchenbuch fand ich bei den Lebensdaten von Salome Meyer, 8. zurückliegende Generation, den Eintrag "Profess 1810 in Seedorf". Meine Erkundigungen beim dortigen Benediktinerinnen-Kloster brachten zum Vorschein, dass Salome Meyer tatsächlich von ca. 1808 bis zu ihrem Tode von 1834, dort als Laienschwester tätig war. Doch nicht nur das, dank der grosszügigen Unterstützung durch Äbtissin Veronika kamen interessante Dokumente zum Vorschein. Der original handgeschriebene Professbrief von Salome, der Taufschein sowie das Verkommnis ihrer Eltern zur Profess, ebenfalls original und mit Siegel. Verkommnis bedeutet Vertrag oder Versprechen, denn zu dieser Zeit waren Klöster sehr arm und eintretende Schwestern mussten, wenn immer möglich, Geld und Aussteuer mitbringen. Die Höhe hing von Rang und Namen der Eltern ab, aber wenn möglich sollte es für den Rest des Klosterlebens genügen. Vor 200 Jahren war das doch eine recht hohe Menge Geld. Aus den Klosterunterlagen wissen wir, dass die Eltern von Salome, dem Kloster 32 Louisdor versprachen und auch bezahlten. Louisdor war damals nebst Gulden und Batzen eine gängige Währung. Wie wir von einem führenden Spezialisten in Schweizer Münzen erfahren haben, ist der Wert in etwa so zu rechnen: 1 Louisdor = ca. 150 Gulden = ca. 18 Tage Arbeit eines Gärtners. So umgerechnet, entsprachen 32 Louisdor fast zwei Jahreslöhnen.

Bei unserem heutigen Besuch im Kloster Sankt Lazarus in Seedorf UR, durften wir die original Dokumente einsehen und sogar fotografieren. Äbtissin Veronika gab uns bereitwillig Auskunft auf unsere Fragen. Besonders interessierte uns, warum Salome Laienschwester war und nicht richtige Schwester. Der Unterschied lag darin, dass richtige Schwestern deutsch und latein, während dem Laienschwester nur deutsch beherrschen mussten. Wann und wo Salome lernte zu schreiben, kann nicht mir letzter Sicherheit bestimmt werden. Tatsache ist, dass sie ihr Professversprechen selber geschrieben hatte und dass auch ihre Eltern das Verkommnis selber schrieben. Salome kam ca. 1808 ins Kloster Seedorf und bekam 1810 ihre Profess. Entweder lernte sie im Kloster schreiben, oder konnte es bereits von zu Hause, was zu dieser Zeit sicher nicht selbstverständlich war. Für Ihr Leben im Kloster gibt es heute noch in der Klosterkirche beweise. Ganz hinten ist eine Stammtafel des Kloster, auf der alle verstorbenen Schwestern aufgeführt werden. Darauf ist auch Salome Meyer von Muri, in der 2. Spalte ungefähr in der Mitte, unter ihrem im Kloster angenommenen Namen Sr. Maria Josepha Michaela, zu finden.

3. Februar 2007. Die Forschung in den Seitenlinien auf dem Zivilstandsamt Muri kommen zügig voran. Gegen 100 Ahnen aus den verschiedenen Seitenlinien konnten bereits erfasst werden. Nun stehen noch die Daten die in die sogenannte 100er Regel fallen. Das heisst, Daten von Angehörigen, die vor weniger als 100 Jahren geboren wurden. Aus Datenschutzgründen darf ich hier nicht selber Einsicht in die Bücher nehmen. Diese Daten werden mir auf meinen Wunsch hin vom Zivilstandsamt herausgesucht und zur Verfügung gestellt. Allerdings handelt es sich hier nur noch um Familienname vor der Ehe, Vornamen, Familienname vor der Ehe, Heimatorte, Geburts- und Todestag, Familiennamen und Vornamen der Eltern. Die Aufenthaltsorte der heute noch lebenden Nachkommen, dürfen jedoch nicht angegeben werden. Meistens ist das aber der Gemeinde auch nicht bekannt. Diese Tätigkeit des Zivilstandsamt Muri ist ebenfalls kostenpflichtig, da die Recherche ca. 2 Stunden Aufwand bedeutet. Für meine Forschungstätigkeit sind diese Angaben aber mehr als genug.

Unser Stamm der Meyer in Muri, oder besser gesagt in Muri Dorf ist historisch bis Mitte 16. Jahrhunderts nachgewiesen. In den beiden Historisch recherchierten Bücher, "Muri in den Freien Ämtern" von Jean Jacques Siegrist und Hugo Müller, ist nicht nur die ganze Geschichte von Muri aufgeführt, sondern auch einiges zu unseren Vorfahren. Muri war dabei Schauplatz zahlreicher Höhepunkte aus der Geschichte rund um die Entstehung der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Sonderbundskrieger, Massena und Bourbaki, alle waren sie in Muri und hinterliessen ihre Spuren. Eine mindestens in grossen Teilen ungeklärte Frage ist, welche Rolle spielten unsere Ahnen in diesem Teil der Geschichte.

5. Mai 2007. Das Gesetz schränkt die Bekanntgabe von Daten noch lebender Personen stark ein. Aus Datenschutzgründen ist das sicher verständlich, für mich als Forscher bedeutet es enormen Zusatzaufwand. Das Zivilstandsamt gibt aus diesen Seitenzweigen lediglich die oben erwähnten Daten einer noch lebenden Person an. Danach heisst es, diese Person zu finden und über sie zu weiteren Daten aus dieser Familie zu kommen. Obwohl der Aufwand beträchtlich ist, nehme ich es dennoch in Kauf. Ich bin ja erst seit zwei Jahen am forschen und habe mir ja ursprünglich fünf Jahre als Frist gesetzt.

Mit den ersten Versuchen bin ich dank Internet und elektronischem Telefonbuch schnell fündig geworden. Ich habe mich für eine schriftliche Ankündigung bei diesen Personen entschieden. Im meinem Schreiben gehe ich auf meine Tätigkeit mein Grund für dieses Schreiben ein. Ich erwähne, dass ich mich in einigen Tagen telefonisch melde und lege noch eine Kopie meiner Identitätskarte bei. Mittlerweile habe ich bereits die ersten Telefongespräche geführt und auch schon einige Treffen abgemacht. Es ist ganz interessant was sich daraus für Kontakte ergeben. Und wer weiss, plötzlich gehört noch jemand aus dem Bekanntenkreis zur Stammfamilie.

Die Statistik hat sich mittlerweile ebenfalls massiv verändert. Meine Aufzeichnungen beinhalten unterdessen 280 Personen und es werden noch viele weitere folgen. Der Arbeitsaufwand war bisher 135 Stunden und die Kosten belaufen sich zur Zeit auf CHF 1205.-. Zu den Kosten rechne ich alle anfallenden Kosten, auch die Autofahrten mit CHF 0.50 pro Km. Allerdings berechne ich keine Kosten für den Zeitaufwand. Erstens weil ich es als Hobby mache und zweites weil keine effektiven Kosten anfallen.

03 Juli 2007. Wie bereits gewohnt, beginne ich mit der wärmeren Jahreszeit wiederum meine Forschung im Kirchenturm. Nach einigen Monaten Forscherpause in den Kirchenbüchern, muss ich mich wieder zuerst finden. Konnte mich jedoch schnell wieder erinnern. Ich war mit dem bislang letzten Vorfahren den ich gefunden habe, Goar Paul Meyer, nicht mehr weitergekommen. Seine Angaben habe ich beim Geburteneintrag eines seiner Kinder gefunden. Doch dazu sind keine Geburtszahlen der Eltern vermerkt. In der Regel kann man jedoch 20-25 Jahre zurück rechnen. Das ist das durchschnittliche Alter bei der Ehe, bzw. des ersten Kindes. Das hätte dann in den Büchern so auf den Seiten um 1740 herum sein müssen. Ich suchte in diesem Zeitraum rauf und runter, kam aber einfach nicht weiter. Man erinnere sich, die alte Schrift ist in latein und oft nicht gut leserlich. Meine Zeit für die heutige Forschung war schon fast um, als mich meine Neugier zurück ins Archiv führte. Dort stehen noch Mengen von alten Büchern herum. Verkündverzeichnisse, Geschlechterregister, etc. Plötzlich endeckte ich ein Buch, das bislang nicht in diesem Archiv war. Es trug den Namen Familienverzeichnisse 17./18. Jahrhundert. In diesem Grossen Buch (Format A3) waren alle Familien mit Namen und sämtlichen Daten aufgezeichnet. Sehr ähnlich dem von den Gemeinden geführten Register. Auch dieses Buch hatte Querverweise. Nachdem ich mich im Buch zurechtgefunden hatte, konnte ich auf den vier Seiten zu uns Meyer einige Vorfahren anhand mir bekannten Daten identifiziern. BINGO!!! Genau das Buch habe ich mir immer gewünscht. Offenbar hat also auch die Kirche Register geführt und die Daten nicht nur fortlaufend eingetragen. Ich nehme alles zurück, was ich bisher dazu gesagt habe. Die Daten in diesem Buch führen mich in der Forschung zurück bis 1645. Nun gilt es, diese Daten auszuwerten. Allerdings ist das nun nur noch Fleisssache.

Übrigens habe ich meinen Goar Paul Meyer gefunden. Er machte jedoch die Ausnahme, welche die Regel bestätigt. Er heiratete erst mit 36 Jahren und wurde mit 37 das erste mal und mit 56 das letzte mal Vater. Das ist für die damalige Zeit sehr spät. Seine Frau war bei der Heirat jedoch erst 21 Jahre alt. Seinen Eintrag im Geburtenregister habe ich nun einfach gefunden, es war genau in einem Abschnitt den ich noch prüfte, mich aber über die Schrift ärgerte, weil ich fast nichts entziffern konnte.

Die Anzahl der erfassten Ahnen beträgt nun 436. Dazu zahlreiche Querverweise, die auf weitere Angaben hoffen lassen. Allerdings muss ich bald einen Grundsatzentscheid fällen und voraussichtlich davon abkommen, auch die weiblichen Linien weiterzuverfolgen. Die Daten nehmen langsam immer grössere Ausmasse an.

15. Oktober 2007. Ich musste einen Grundsatzentscheid fällen und mich für einen reinen Stammbaum entscheiden. Bis zum Fund der Kirchenregister hegte ich das Ziel, einen Familienbaum zu machen. Das hätte auch die Nachkommen der weiblichen Ahnen beinhaltet. Die Kirchenregister brachten aber so viele Daten zum Vorschein, dass ich mich entscheiden musste. Alle weiblichen Ahnen auch weiterzuvervolgen hätte nicht nur sehr viel Zeit benötigt, sondern auch viel höhere Kosten bedeutet. Schweren Herzens musste ich meine Idee vom Familienbaum aufgeben und zum reinen Stammbaum übergehen. Das heisst, von den weiblichen Ahnen erfasse ich noch, sofern vorhanden, den Ehemann und dann hört diese Linie auf. Genauso machen es auch die Zivilstandsämter. Sobald eine Frau heiratet, werden die weiteren Daten nur noch im Register des Zivilstandsamtes seines Bürgerortes geführt.

Der Personenindex ist zur Zeit auf 505 Personen angewachsen und wird noch weiter wachsen. Zahlreiche Hinweise auf lebende Ahnen in der nahen und weiteren Umgebung konnte ich gegen Rechnung besorgen. Diese gilt es nun freundlich anzuschreiben, zu kontakten, zu besuchen und auszufragen. Aber darauf freue ich mich sehr, nicht zuletzt auch auf denjenigen der zur Zeit immer noch in Muri lebt.

22. Dezember 2007. Die Nachforschung im Bereich der lebenden Nachkommen unseres Stammes hat ergeben, dass einzelne Meyers ganz in der Nähe von uns wohnen. Kurz vor dem Ende des letzten Jahres besuchten wir den ältesten noch lebenden Nachfahre aus einer Seitenlinie von uns. Es ist August Meyer im Alter von 91 Jahren. Hell wach und voll present wartete er zum vereinbarten Zeitpunkt im Altersheim auf uns. Zu seinen Geschwistern konnte er uns nur zwar nur noch wage Angaben machen, aber sein Sohn wird uns sicher mehr Auskunft geben können.

 

 

Arbeitsunterlage (Stand 05.11.2006)

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