28. März

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ostern auf Skitour im Val Müstair

Die Wintersaison verläuft dieses Jahr optimal, mit viel Schnee und obwohl ich mich langsam aber sicher auf die wärmeren Temperaturen freue, geniesse ich auch diese Saison in vollen Zügen. Noch einmal sind ein paar Skitouren geplant, die letzten für diese spät begonnene Saison. Diesmal mit einer zusammengewürfelten SAC Gruppe von 8 Personen für 4 Tage im Val Müstair, auch bekannt als Münstertal.
 
Dazu reisen wir alle am Donnerstagabend an und teilen uns die Züge und Trams mit grossen Scharen von Osterreisenden. Immerhin, zu dieser Zeit ist es auch auf den Strassen nicht besser und das tröstet über die lange Reise ins Val Müstair. Spät abends endlich in Fuldera angekommen, holt uns Dieter bei der Postautostation ab und bringt uns die letzten km mit seinem privaten Bus zum Haus. Hier erwartet uns nicht nur ein schön und stilvoll renoviertes 350 jähriges Haus, sondern auch eine etwas jüngere, dafür fein duftende Gerstensuppe. Nein nicht auf dem Feuerherd, sondern auf einem topmodernen Keramikkochherd.

Die Gruppe lernte sich bereits unterwegs im Zug kennen und nach der Ansprache von Dieter, unserem Skitourenguide, war allen klar, mit ausschlafen wird’s morgen wohl nichts. Dank glücklicher Fügung des Schicksals und ohne näher auf Details einzugehen sei hier verraten, dass ich in der Honeymoon-Suite des Hauses schlafen durfte. Königlich!

Der erste Tag brach an und die Sonne zog ihre Bahn am blauen Himmel empor. Schon kurz nach neun Uhr waren wir mit unserem Bus nach Sta. Maria unterwegs. Dank den lokalen Connection von Dieter konnten wir die Winterbarriere an der Passstrasse zum Piz Umbrail öffnen und weiter Bergwärts fahren. Aber ab der Höhe 1883m.ü.M, beim Punt Teal war auch für uns das Ende der Strasse erreicht und wir zogen ir unsere Skier an. Von hier an legten wir unsere Spur an der Alp Prasüra vorbei Richtung Val Costainas. Unser Tagesziel lag heute auf 2880m.ü.M. und hiess Piz Val Gronda. Ein erster steiler Anstieg und dann durch das flache und märchenhafte Val Costainas, Schritt für Schritt, ruhig und leicht in Trance auf die Bewegungen des vorderen konzentriert. Die letzten 400 Höhenmeter im Angriff, doch mitten im Kalenderwetter zog innert Minuten eine Schlechtwetterfront auf und brachte sehr schnell Nebel und Schneefall. 80m unter dem Gipfel mussten wir entscheiden und schliesslich umkehren, die Sicht verschlechterte sich zu stark. Zudem klagte ein Gruppenmitglied wegen einer noch nicht ganz ausgestandenen Grippe über Leistungsprobleme und so war der Entscheid schnell gefasst. Mit Sichtweiten von teilweise unter 30m suchten wir den Weg zurück und genossen gleichzeitig den Tiefschnee. Mit gemeinsamen Orientierungsbemühungen gelang es uns jedoch recht gut der eigenen Spur zu folgen. Wieder etwas tiefer war die Sicht auch wieder besser und der Genuss umso höher. Nur die Abfahrt ist immer zu kurz und wir waren schon wieder bei unserem Auto. Der Rest des Nachmittags gehörte der Entspannung und schliesslich der Nachtessensvorbereitung.

Für den Samstag war bereits am Freitagabend bekannt, dass Hochnebel mit Schneefall angesagt ist. Unserem Guide konnten wir nur gerade mal eine halbe Stunde länger schlafen abringen und wer beim Frühstück noch an einen gemütlichen Einkaufsbummel im nahen Ausland dachte, erwachte schlagartig als es noch mit einem Bissen Brot im Mund hiess, in 20 Min. sind alle bereit und ausgerüstet mit den Skiern und Fellen vor dem Haus. Hochnebel ist schliesslich kein Grund nicht auf Skitour zu gehen!!! Die anschliessende Hektik und das Durcheinander erinnerten mich an gewisse Übungen in der RS.
Immerhin schafften wir es am Samstag noch, 600 Höhenmeter von Tschierv bis zur Era da la Bescha. Hier gab uns eine kleine und enge Schutzhütte genug Raum für den Mittagslunch und das Comitment, dass wir anschiessend ins Tal fahren werden. Die Sicht war wiederum zu schlecht um weiter auf den Berg zu steigen.

Fast so grau war die Ausgangslage für den Sonntag, nur leicht bessere Sicht und daher kamen wir heute auch weiter. Diesmal wieder im wunderschönen Val Costainas und in Richtung des gleichnamigen Piz Costainas.
Seit Freitag sind in diesem Seitental rund 15-20cm Neuschnee gefallen und dieser sorgte für die schönste und sanfteste Neuschneefahrt an diesen Ostern. Aufgrund der Wetterbedingungen kamen wir heute Sonntag immerhin bis 2500m.ü.M. und genossen dann die herrliche Neuschneeabfahrt. Manch eine versuchte auch den Überschlag mit Kopfstand im Tiefschnee, aber dies mehr unfreiwillig und leider ohne vorherige Ankündigung. Bevor wir aber wieder beim Auto waren, gabs bei der Alp Prasüra noch einen Verpflegungshalt. Mit den Skiern ist es ja ziemlich leicht im Neuschnee, aber kaum hatte ich sie ausgezogen, sank ich bis zu den Hüften in den Schnee ein. Es hat also im Moment noch genug Schnee im Val Müstair!

Auch heute gehörte der Restnachmittag dem relaxen und guten Gesprächen in der Gruppe. Die aus unterschiedlichen Menschen, wild zusammengewürfelte Gruppe verstand sich nämlich von der ersten Minute an ausgesprochen gut und harmonierte wunderbar. Kein Auge blieb in diesen Tagen trocken vor Lachen und bei den Essensvorbereitungen halfen alle mit. Ausgiebige Gespräche über Gott und die Welt liessen die Zeit zu rasch verstreichen.

Mit dem Montag wurde allen klar, das letzte Mal aufstehen und mit der Gruppe frühstücken, das letzte Mal die eingespielten Rituale geniessen, packen, Felle montieren, einladen und noch einmal gemeinsam die gleiche Spur den Berg hochziehen. Wie die Ostern begannen, so scheinen sie zu enden. Kalenderwetter pur!

Für den Ostermontag hatten wir uns noch den Munt Buffalora mit 2630m.ü.M vorgenommen und zur Abwechslung auch erreicht. Allerdings war es auf dem Top gerade mal -10 Grad und dank dem Windchill Effekt noch viel kälter. Dieter führte uns nochmals gewohnt perfekt auf den Piz und im schönen Tiefschnee wieder runter. Jeder war sich bewusst, es war das letzte Mal in dieser Ostergruppe und so versuchte jeder auf seine Weise die letzten Eindrücke dieses Gruppenerlebnisses für sich zu konservieren.

Und nun wo ich weiss, dass die Skier für einige Zeit in der Kellerecke stehen bleiben und der warme Frühling endlich da ist, hoffe ich schon wieder auf den Winter und auf die nächsten Skitouren. Oder noch besser, auf spannende Gruppenerlebnisse in den Bergen.

 

 

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